Anlässlich des 30jährigen Jubiläums des Familienzentrum Nordhausen, wurde in Kooperation mit der Netzwerkkoordination Frühe Hilfen der gemeinsame Fachtag „Stille Störungen“ – Kinder in schwierigen Lebenslagen am 15.06.2022 im organisiert.
Martina Meixner folgte als Referentin mit vierzigjähriger Praxis und enormen Erfahrungsschatz der Einladung. Die Leiterin der Heilpädagogischen Einrichtung in Johanngeorgenstadt verstand es, von Beginn an die knapp 70 Teilnehmenden für das Thema „Kinder in schwierigen Lebenslagen – Stille Störungen“ zu begeistern. Zu den stillen Störungen zählen beispielsweise Depressionen, Zwangserkrankungen, Ausscheidungsstörungen Essstörungen und Tics, erklärt Meixner. Sie möchte Pädagogen und Erzieher ermutigen: „Mir geht es darum, was man in den einzelnen Bereichen tun kann.“ Sie sieht sich als Gefühlsdolmetscherin. In ihrer Vorgehensweise greift sie auf unorthodoxe Dinge und Verfahrensweisen zurück, die sie selbst entwickelt, und spricht von Anti-Geister-Spray und Mut-Bonbon.
Stets ist die wertschätzende Grundhaltung Voraussetzung für das Gelingen. Sozialpädagogen sind keine Therapeuten, betont Meixner. Aber sie sollten bereits Ansätze für Störungen entdecken können. „Ich möchte gesellschaftliche Missverständnisse aufdröseln“ sagt Martina Meixner. Hinzu kommen die negativen Auswirkungen durch die Corona-Pandemie auf die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, wie die COPSY-Studie bestätigt, auf die sich Martina Meixner bezieht. Auch die Überforderung der Kinder seitens der Eltern hat deutlich zugenommen. Meixner: „Den Kindern wird bereits im Baby- und Kleinkindalter eine Entscheidungskompetenz abverlangt, der sie nicht gewachsen sind.“
Zudem wird die Entwicklung einer Frustrationstoleranz bei Kindern durch Zwangsbeglückung vermindert oder sogar verhindert. „Eltern folgen erzieherisch dem Mainstream. Die ist ihnen nicht einmal vorwerfbar.“ Am Nachmittag bilden die Workshops „Clevere Kinder clever begleiten“, „Gelingende Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen“, „Babys verstehen – Entwicklungspsychologische Beratung“, „Therapeutische Spiele im pädagogischen Alltag“ reichlich Gelegenheit, sich in Kleingruppen thematisch auseinanderzusetzen und gemeinsam zu arbeiten. Nun liegt es an den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, Input und Erkenntnisse in den Berufsalltag einfließen zu lassen.