Bereits in der siebten Auflage fand am 16.11.2022 die traditionelle Kinderschutzkonferenz zu dem Thema „Psychische Widerstandskraft – die Stärken der Kinder stärken“ statt, welche durch den Kreisjugendring Nordhausen e.V. als Projektträger der Frühen Hilfen in Kooperation mit der hiesigen Hochschule und dem Landkreis Nordhausen veranstaltet wurde.
Mit 173 Anmeldungen blicken die Organisatoren um Christin John (Netzwerk- und Koordinierungsstelle Frühe Hilfen) und Jana Urbanek (wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule) auf eine sehr große, sehr vielfältige und sehr erfolgreiche Veranstaltung zurück, die von Claudia Ehrhardt-Weißenborn (ebenfalls Hochschule Nordhausen) moderiert wurde.
Seit vielen Jahren sind Themen wie Resilienz und psychische Gesundheit von Kindern und jungen Menschen bedeutsame Parameter in der pädagogischen Arbeit geworden. Ziel der diesjährigen Veranstaltung war es, Fachkräfte, die im Kinderschutz und in den Frühen Hilfen verwurzelt sind, für die Thematik zu sensibilisieren und Impulse für ein professionelles Handeln zu vermitteln.
Mit dem Eröffnungsvortrag „Was Kinder stärkt – Kindliche Resilienz im Alltag fördern“ gab Carsten Nöthling, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Landesverband Thüringen, einen Ein- und Überblick über Resilienzentwicklung, -förderung und-forschung. Kinder benötigen Vertrauen, Stabilität, sichere Bindungen und Gemeinschaft, um zu wachsen und um ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten auszuprägen, damit sie für sich Strategien entwickeln können, um vor allem belastende Lebenslagen zu meistern. Dafür benötigen Sie auch Gelingensbedingungen, wie verlässliche öffentliche Strukturen und Angebote, die ihnen einen Ausgleich für belastende Bedingungen bieten. „Sie müssen positive Erfahrungen machen können und das können Fachkräfte aktiv unterstützen, sowohl durch ihre Handlungen als auch ihre Haltung“, so Nöthling.
Aufbauend referierte Carolin Roth über „Bindungsorientierte Beziehungsgestaltung im professionellen Kontext“. Die systemische Therapeutin und Supervisorin erläuterte: „Bindung und Zugehörigkeit ist ein Grundbedürfnis des Menschen: ohne ein Gegenüber kann sich keine persönliche Identität herausbilden. Daher ist im pädagogischen Kontext Bindungssicherheit auch ein entscheidender Faktor, der mit darüber entscheidet, ob und in welchem Ausmaß ein Kind oder Jugendlicher vom Bildungs- und/oder Hilfeangebot profitieren kann.“ Gerade bindungstraumatisierte Kinder fordern ihre Bezugspersonen heraus. Für solch emotional schwierige Situationen zeigte Roth Möglichkeiten der Selbstreflexion auf.
Abschluss der Tagung bildete der Vortrag von Prof. Dr. Armin Sohns, Professor für Heilpädagogik und Leiter des Kompetenzzentrums frühe Kindheit an der Hochschule Nordhausen sowie wissenschaftlicher Leiter der Veranstaltung. Er stellte das Modellprojekt „Inklusive Frühförderung“ vor, welches durch ihn konzipiert und seit 2020 in der Region Herzberg umgesetzt wird. „Um Entwicklungsauffälligkeiten von Kindern sehr früh zu erkennen und für Eltern den Zugang zu Beratung und Behandlung so einfach wie möglich zu gestalten, entstand eine „antragsfreie“ interdisziplinäre, präventive und familienorientierte Frühförderung. Dadurch konnte in den letzten zwei Jahren der Zugang für Familien deutlich einfacher gestaltet werden, Sie erreichten viel früher das System der Frühförderung und es ist gelungen, präventive Angebote im gesamten Sozialraum zu etablieren.“ Spontan meldete sich eine Teilnehmerin aus dem Publikum und berichtete, dass auch sie von diesem Modellprojekt profitiert und dies eine Bereicherung im Soziallraum darstellt.